Mozart - Tischhauser: Klarinettenkonzerte Bernhard Röthlisberger, Klarinette Camerata St. Petersburg, Ltg: Andreas Spörri |
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Mozart schrieb sein Klarinettenkonzert KV 622 im September 1791, nur wenige Monate vor seinem Tode. Obwohl es zu den ersten Konzerten für Klarinette gehört, schuf er ein Werk, das seither in seiner Schönheit und Sanglichkeit unerreicht blieb. Komponierte wurde es für seinen Freund Anton Stadler, für den Mozart auch das Klarinettenquintett KV 581 sowie die konzertanten Klarinetten-Partien in der Oper "La Clemenza di Tito" schrieb. Stadler war einer der herausragenden Musiker der Wiener Hofkapelle und betätigte sich gleichzeitig auch im Instrumentenbau. Er erweiterte die gebräuchliche Klarinette um eine Terz in der Tiefe, was völlig neue Ausdrucksformen ermöglichte. Auch das Klarinettenkonzert wurde offenbar für die sogenannte Bassettklarinette geschrieben, allerdings gilt das Autograph bis heute als verschollen. Überliefert sind drei fast gleichzeitig ums Jahr 1801 erschienene Ausgaben in der Fassung für die herkömmliche Klarinette, auf welcher auch die vorliegende Einspielung basiert. Das Werk ist in drei Sätze gegliedert. Abgesehen vom virtuos-spielerischen Finale herrscht vorwiegend das melodische Element vor. Der weitgehende Verzicht auf die damals üblichen virtuosen Floskeln verleiht dem Werk einen auf die Romantik vorausweisenden Charakter, ohne seine klassischen Wurzeln zu verleugnen. "The Beggar's Concerto" von Franz Tischhauser ist eine Art Parodie auf das Virtuosentum des 19. Jahrhunderts, wie es beispielsweise von Paganini verkörpert wird. So verwundert es nicht, dass das Konzert gleich mit einer riesigen Kadenz beginnt, und dafür das Finale ganz bescheiden ausklingt. Der Name "Beggar's Concerto" dürfte in Anlehnung an die im 18. Jahrhundert entstandene "Beggar's Opera" von John Gay und Johann Christoph Pepusch gewählt worden sein, welche voller Ironie und Gesellschaftskritik in London zum eigentlichen Schlager avancierte. Man könnte den Titel jedoch auch als versteckte Huldigung an Mozart deuten, indem Tischhauser seiner Gemütslage Ausdruck verleiht, wie sich ein Komponist fühlt, nach dem grossen Wiener Meister ein Klarinettenkonzert zu schreiben... Unter "Job und Hobbies" kann sich jeder etwas vorstellen, und es wird nicht schwer fallen, die hektische Welt der Arbeit von den schönen und entspannten Seiten des Lebens zu unterscheiden. "Nostalgie" verströmt die zarte Kantilene, die abwechslungsweise von Streichern und Klarinette gespielt wird, ebenso wie die Reminiszenz an die Walzerseeligkeit vergangener Zeiten. Der "Fitness-Parcours" ist ein rastlos pulsierendes Finale mit einem Mittelteil im Bossa-Nova-Rhythmus. Streicher und Klarinette treiben einander gegenseitig zu immer bewegterem Spiel. Schliesslich gipfelt der Satz mit dem hohen As der Klarinette, ehe das Konzert völlig unerwartet verklingt und die Klarinette förmlich entschwebt. |
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CD-Rezensionen
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